Wer wir sind
Der Verein Landschaft Bosco Gurin ist eine lokale Projektplattform, die sich zurzeit aus 4 für das Landschaftsmanagement verantwortlichen Vertretern der Guriner Behörden zusammensetzt, ferner aus den Vertretern der ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebe, einem Koordinator und einem Sekretär und Kassier. Zu den Behörden gehören die Gemeinde und das Patriziat von Bosco Gurin, die Gesellschaft Walserhaus Gurin und der Verein für Bosco Gurin.
Der Verein Landschaft Bosco Gurin ist am 14. März 2006 mit dem Ziel gegründet worden, ein Projekt zum Landschaftsmanagement umzusetzen (2006-2010). Dieses Projekt war Teil des Projekts Interreg IIIB, das den Namen Walseralps trug und 10 Walser Siedlungen in der Schweiz, in Italien, Österreich, Liechtenstein und Frankreich betraf. Es sah Investitionen für die Zeitspanne von 5 Jahren vor, die insbesondere den Sektoren “Denkmalpflege", “Natur und Landwirtschaft" sowie “Freizeit und Tourismus" zugute kommen sollten.
Zurzeit verfolgt der Verein Landschaft Bosco Gurin das Ziel, die nötigen Finanzierungen für die Umsetzung des neuen landwirtschaftlich-agrotouristischen Projekts “Walserdorf Bosco Gurin" (2011-2015) zu finden. Diese Initiative ist von regionalem Interesse und will vor allem den Agrar- und Ernährungsproduktebereich fördern und vor Ort attraktive touristische Angebote schaffen.
Ziel
Der Verein Landschaft Bosco Gurin verfolgt das Ziel:
- die Gemeinde Bosco Gurin mit ihrem ganzen kulturellen, architektonischen und künstlerischen Reichtum bekannt zu machen und zu fördern;
- die Erhaltung und Wiederherstellung der Naturlandschaft sowie der auf dem Territorium vorhandenen Gebäude und Bauwerke zu fördern.
Zusammensetzung
Der Vorstand des Vereins Landschaft Bosco Gurin setzt sich folgendermaßen zusammen:
- Patriziat Bosco Gurin: Alfio Sartori (Präsident)
- Gesellschaft Walserhaus Gurin: Tiziano Teruzzi (Vizepräsident)
- Gemeinde Bosco Gruin: Simon Della Pietra
- Verein für Bosco Gurin: Fedele Airoldi / Zita Sartori
- Andere: Silvano vedova
- Koordinator: Samir Tomamichel
- Sekretär und Kassier: Luca Leoni
Kontakt
Associazione Paesaggio Bosco Gurin
6685 Bosco Gurin
Programm Landschaftspflege Bosco Gurin 2006-2010
Projektidee
Ziel des Projektes zur Landschaftspflege 2006-2010 war die Erhaltung und Aufwertung der landwirtschaftlichen, kulturellen, natürlichen und architektonischen Aspekte von Bosco Gurin durch die Schaffung eines das bestehende Museum Walserhaus ergänzenden Museums in der Gegend.
Das Programm zur Landschaftspflege bedeutete einen ersten Schritt hin zur nachhaltigen Entwicklung der Landschaft und wird auch nach 2010 mit weiteren Projekten zur Aufwertung der verschiedenen natürlichen, landwirtschaftlichen und kulturellen Aspekte der Guriner Landschaft weitergeführt werden.
ProgrammMuseum Walserhaus und der Sortengarten Pro Specie Rara
Im Jahre 2006 konnten die Umbau- und Erweiterungsarbeiten im volkskundlich-historischen Museum Walserhaus abgeschlossen werden. Die Dauerausstellung wurde erneuert, und vor dem Gebäude wurde der Sortengarten mit Pro Specie Rara Pflanzen eingerichtet. Von jenem Jahr an konnte jeweils am dritten Samstag im September das MÃ¥tzufÃ¥mm Fest veranstaltet werden. Höhepunkt bildet dabei die typische Guriner Gemüsesuppe, die mit den Gemüsesorten aus dem Museumsgarten zubereitet wird. Auf der Webseite der Gesellschaft Walserhaus Gurin werden die Ausstellungsobjekte des Museums beschrieben und Informationen über die Veranstaltungen des Museums geliefert
Temporäre Ausstellung Hans Tomamichel
Temporäre Ausstellung Fedele Airoldi
Restaurierung der Baudenkmäler
Im Rahmen des Projektes konnten mehrere Bauobjekte von historischem Wert restauriert werden, die das Dorf Bosco Gurin und seine Umgebung prägen. Es ist eine einzigartige, wunderschöne Landschaft, in der insbesondere folgende Objekte wieder hergestellt werden konnten:
Ställe von Ferubar
Die Ställe von Ferubar sind ein wichtiges historisches Zeugnis auf dem Gemeindegebiet. Die Restaurierung garantiert deren Überleben und ermöglicht es den Landwirten, sie weiterhin zu nutzen. Diese Ställe dienen im oberen Teil als Heugaden und im unteren Teil als Bleibe für die Kühe. Die Schneelawine, die 1925 auf den unteren Teil des Dorfes auf die Flur Im Boda herabstürzte, zerstörte die ursprünglichen Ställe. Darauf wurden sie in einer langen Reihe wieder aufgebaut, an deren oberem Ende ein Erdkegel vor Lawinen schützt. Die Ställe schienen auf den ersten Blick noch in gutem Zustand zu sein, doch die Dächer waren zum Teil nicht mehr dicht und die Wasserabläufe waren mangelhaft, sodass das eindringende Regenwasser mittelfristig Schäden in der Tragstruktur hervorrufen musste. Zwischen 2009 und 2010 wurde die Stallreihe also im Respekt ihrer Eigenheit restauriert. Dadurch ist auch in Zukunft ihre Verwendung als Heugaden (im oberen Teil) und als Kuhställe (im unteren Bereich) gewährleistet.
Stadel Ufum Heingåårt
Der Stadel befindet sich auf der Flur Ufum Heingåårt in der Nähe des Museums Walserhaus und zeichnet sich durch seine hölzernen Tragpflöcke aus. Vor den Restaurierungsarbeiten waren das Dach und die östliche Mauer nicht mehr tragfähig und das Gebäude drohte zusammenzustürzen. 2008 wurde auf Veranlassung der Gesellschaft Walserhaus Gurin die Restaurierung ausgeführt, und dadurch auch der ursprüngliche Dorfplatz aufgewertet. Das Gebäude gehört dem Museum und wird als Lagerraum für die Gartengeräte und als Ausstellungsraum oder Werkstatt für Handwerksaktivitäten verwendet.
Kapelle des Hl. Rochus
Die Kapelle des Hl. Rochus befindet sich auf der Flur Zur GschpÃ¥nna LÃ¥ttu, am Eingang zum Dorf und galt früher als Dorftor. Das Gebäude schien sich in gutem Zustand zu befinden, doch das nicht mehr dichte Dach und der talwärts unstabile Erdboden drohten der Tragstruktur mittelfristig schwere Schäden zu verursachen. In den Jahren 2008 und 2009 wurden die Restaurierungs- und Festigungsarbeiten ausgeführt und dieser für das Dorf historisch und kulturell wichtige Bau wieder hergestellt. Das Granitplattendach wurde mit den traditionellen Bautechniken erneuert und im Jahre 2010 konnten dann die Fresken in Zusammenarbeit mit SUPSI und APAV (www.apav.ch) renoviert werden.
Der Felsenkeller im Boda
Mit der kostbaren Hilfe einer Lehrlingsgruppe konnte 2007 die Restaurierung des großen Felsenkellers ausgeführt werden, der in der Flur Im Boda unter dem einzigen Felsen gegraben worden war. Niemand im Dorf erinnert sich an die Verwendung als Keller, sondern nur als Munitionslager für den nahe gelegenen Schießstand. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass der Raum tatsächlich als Keller genutzt wurde und erst später umfunktioniert wurde. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts benutzten die Kinder den Keller als Spielraum, wo sie mit einfachen Mitteln eine Küche eingerichtet hatten, in die durch einen Schlauch sogar Wasser geleitet wurde. Dann aber kümmerte sich niemand mehr um den Felsenkeller und er verwahrloste. Nach der Reinigung und Wiederherstellung ist er nun wieder zu neuem Glanz erwacht.
Mauern und Steinwege
Die in Bosco Gurin vorhandenen Bauten aus Stein (Freitreppen, gepflasterte Wege, Trockenmauern) befanden sich in gutem Zustand. Einige waren bereits im Herbst 2005 von der Gemeinde erneuert worden und sind heute in ihrer ganzen Schönheit zu bewundern. Im Rahmen unseres Projektes konnten 2009 die Freitreppe, die von der Kirche zum Museum hinabführt, sowie die Stützmauer des Kirchplatzes renoviert werden, die nun ihren ursprünglichen Glanz wiedererlangt haben. Die Wege in der Flur Pezza verbanden früher den unteren Teil des Dorfes mit dem oberen und dienten dazu, das Vieh an den Mähwiesen vorbeizuführen. Die anderen Bauten (Trockenmauern, Treppen und gepflasterte Wege) befanden sich hingegen in einem schlechten Zustand. Die gepflasterten Feldwege waren nur im ersten Abschnitt noch einigermaßen begehbar. Am Kehrplatz in der Flur Zum Trog drohte die Stützmauer zusammenzustürzen. 2009 wurde ein Teil der Feldwege wieder hergerichtet, während im Jahr 2010 der Kehrplatz in seiner ursprünglichen Form und mit den ursprünglichen Materialien und Techniken erneuert werden wird.
In Betrieb Setzung des Kalkofens
Der vor Kurzem restaurierte Kalkofen für die Gewinnung von Baumaterial befindet sich in der Flur Tschoss und kann leicht auf dem Wanderpfad zwischen Cerentino und Bosco Gurin erreicht werden. Der kompakte kuppelförmige Bau aus Naturstein ist einer der fünf auf dem Guriner Territorium vorhandenen Kalköfen. Er befindet sich in der Nähe des Flusses, wo neben genügend Brennholz auch das Rohmaterial reichlich vorhanden ist, nämlich das Kalkgestein.
Der kreisförmige, eher grob gebaute Ofen entstand durch Ausgraben einer Grube am Hang, in der mit dem an Ort vorhandenen Gestein eine Trockenmauer errichtet wurde. Diese bildete die Brennkammer für die Kalkgewinnung. 2008 wurde der Kalkofen nach 90 Jahren Stillstand anlässlich des 70jährigen Jubiläums des Museums Walserhaus und des 25jährigen Jubiläums der Trachtengruppe wieder in Betrieb gesetzt!
Erhaltung und Aufwertung der Biotope
Im Rahmen des Projektes konnten die nötigen Maßnahmen zur Aufwertung der auf dem Guriner Territorium vorhandenen Biotope geplant und ausgeführt werden. Die ersten Resultate konnten insbesondere in folgenden Bereichen erzielt werden:
Wiederherstellung und Erhaltung der Trockenwiesen
Trockenwiesen sind Biotope mit einer besonders reichen Artenvielfalt. Vor den Sanierungsarbeiten drohten sie von der landwirtschaftlichen Tätigkeit zerstört zu werden. Die Trockenwiesen befinden sich in der Nähe des Dorfes in der Flur In t Schtokcha und mussten dringend vor dem Untergang gerettet werden. In einigen Zonen waren sie von der Düngung gefährdet. Dank der Hilfe einer Gruppe von Freiwilligen wurden in den Jahren von 2007 bis 2009 das Unterholz und das Gebüsch entfernt, die diese Flure zu überwuchern begonnen hatten. Aufgrund der neuen Regelung über die Nutzung dieser Grundstücke haben sich die Landwirte verpflichtet, die Trockenwiesen ab 2010 nicht mehr zu düngen und das Mähen derselben einzuschränken.
Aufwertung der Flachmoore in der Flur Ufun Putschtschi
Die Flachmoore mit kleinen acidophilen Riedgräsern ist gekennzeichnet durch einen dichten Teppich kleinwüchsiger Zyperaceen (z.B. Carex davalliana, Carex echinata, Carex pallescens, Carex flacca, Carex panicea, Eriophorum angustifolium, Eriophorum scheuchzeri) und weist Wasserspiegel und Wasserläufe auf, wo der Grasfrosch im Mai laicht. An gewissen Stellen war der Sumpf stark gefährdet, vor allem weil das Vieh hier weidete und weil in den neunziger Jahren eine Skipiste eingerichtet worden war. Dies führte zu einem stärkeren Wasserabfluss und folglich zum Austrocknen der Wasserspiegel, was den Tod vieler Kaulquappen zur Folge hatte. Um dieses Biotop zu schützen, wurde in diesen Feuchtgebieten durch Errichtung einer mobilen Einzäunung ab 2006 verhindert, dass das Vieh hier weidet. Um ferner den übermäßigen Wasserabfluss und das Austrocknen einzudämmen, wurden 2009 kleine hölzerne und steinerne Böschungsmäuerchen errichtet.
Wiederherrichtung der Torfmoore an den Hängen der Fluren Schwèndi und In d Eslu
Die Torfmoore befinden sich an den Hängen zwischen Wasserläufen, Lärchenhainen, mageren Weidewiesen, satten Wiesen und Erlenwäldchen und sind gekennzeichnet durch einen dichten Teppich kleinwüchsiger Zyperaceen, durch kostbare Sonnentauteppiche (Drosera longifolia und Drosera rotundifolia), durch wunderbare Orchideen (z.B. Dactylorhiza maculata, Platanthera bifolia, Listera ovata), durch eine überaus reiche Sumpfvegetation (z.B. Parnassia palustris, Equisetum hiemale, Equisetum fluviatile, Pinguicula vulgaris, Pinguicula alpina, Tofieldia calyculata) und in Schwèndi auch durch einige Wasserspiegel, wo im April und Mai der Grasfrosch laicht. Die Torfmoore befanden sich teilweise in schlechtem Zustand, vor allem weil seit Längerem nicht mehr gemäht wurde (dadurch der Wald vordrang und sich eine Erdschicht bildete), weil das Vieh hier weidete (dadurch das Moor zertrampelte und düngte) und in der Flur Schwèndi auch weil in den siebziger Jahren ein Fahrweg gebaut wurde (dadurch das Moor geteilt wurde und sich rasch austrocknende Wasserlachen bildeten, wo die Kaulquappen massenhaft starben). Um diese Biotope zu schützen, wurde durch Errichtung einer mobilen Einzäunung ab 2006 verhindert, dass das Vieh hier weidet. Um das Vordringen des Waldes in die Torfmoore aufzuhalten, wurden zwischen 2006 und 2009 Stauden, Bäume (Lärchen) und Büsche (grüne Erlen) gefällt. Um die Fortpflanzungsbedingungen der Amphibien zu verbessern, wurden ferner 2009 kleine Gruben gegraben und die bereits bestehenden Wasserspiegel erweitert.